Wie kamen Sie eigentlich zum Journalismus?

Rüdiger Niemz: Reporter sein – das wollte ich schon als Jugendlicher. Noch in der Gymnasialzeit konnte ich dann für verschiedene Tageszeitungen arbeiten, später auch für große Agenturen. Während des Studiums habe ich dann ein Politik- und Kulturmagazin geleitet, wir waren im nordirischen Bürgerkrieg, haben aus Südafrika berichtet, spannende Menschen aus Politik und Kultur interviewt …

Nach der Universität sind Sie dann beim Fernsehen gelandet, wie kam das?

Ich hatte ja unter anderem bei Guido Knopp vom ZDF studiert und war dann später auch in seiner Redaktion Zeitgeschichte. Von dort wurde ich von einer Filmproduktion engagiert und betreute diverse Infotainment-Formate wie „Treffpunkt Airport“ direkt vom Frankfurter Flughafen, das sehr erfolgreiche Reisemagazin „Auf und davon“, aber auch TV-Magazine für die Lufthansa und die Deutsche Bahn. Nach ein paar Jahren habe ich dann den Sprung in die Selbständigkeit gewagt.

Warum haben Sie einen sicheren Posten als Redaktionsleiter aufgegeben?

Ich wollte immer schon mein eigenes Ding machen. Und es hat auch gut geklappt. Die ersten Kunden kamen, von denen übrigens viele bis heute dabeigeblieben sind: TV-Sender und Filmproduktionen, für die ich unter anderem die damals größte und aufwendigste Unterhaltungssendung der ARD redaktionell betreut habe, die „José-Carreras-Gala“; aber auch Unternehmen, die einfach professionell kommunizieren möchten.

Damit verkaufen Sie doch Ihre Seele, Sie sind ja eigentlich Journalist?

Das sehe ich differenzierter: Journalisten arbeiten ja nicht nur für die Medien, sie unterstützen auch Firmen oder Organisationen dabei, sich nachvollziehbar und verständlich auszudrücken. So haben wir im Auftrag der Evangelischen Kirche etwa Reportagen aus einem Untersuchungsgefängnis gemacht, waren in Krankenhäusern in Tansania, bei Buschpiloten in Papua-Neuguinea und bei Seemannspfarrern in Singapur, schreiben über die Kunst der Glasmalerei wie auch über Gottesdienste im ehemaligen Konzentrationslager. Für eine deutsche Großbank sind wir rund um die Welt gereist und haben nach Geschichten jenseits von Schalterhallen und Handelsräumen gesucht. Spannende Themen, die häufig richtig tief gehen.


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Weltweit unterwegs: Reportage in Papua-Neuguinea.

Was haben denn ganz normale Firmen von diesen Reportagen, denen geht es doch vielmehr um die schnörkellose Präsentation ihrer Produkte oder Dienstleistungen?

Kommunikation, die funktioniert, hat fast immer mit Geschichten zu tun. Nüchterne Daten und Fakten sagen ja kaum etwas aus. Menschen, die etwas erleben und empfinden, sind da viel glaubwürdiger. Das ist das Geheimnis des „Storytellings“. Und genauso kann man tolle Geschichten von Produkten erzählen, die auf den ersten Blick langweilig wirken. Man muss eben ganz genau hinschauen. Wir sind professionelle Geschichtenentdecker und -erzähler.

Wer Sie etwas näher kennt, weiß von Ihrer Leidenschaft für Philosophie. Wie verträgt sich denn das Schwerverdauliche mit dem Journalismus, der ja sofort und in kleinen Häppchen verstanden werden will?

Beide, Philosophen und Journalisten, sind extrem neugierig. Wollen Gründe oder Ursachen wissen, herausfinden, was man wie erfahren oder wissen kann, was ein gelingendes Leben ist. Insofern gibt es viele Parallelen. Deshalb übe ich jeden Tag, indem ich ziemlich viel lese. Das öffnet neue Perspektiven, generiert viele eigene und außergewöhnliche Ideen. Letztlich kommt genau das auch meinen Kunden und Studierenden zugute.





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